
Was mich wirklich beschäftigt
A: Gestern das Gewitter mitbekommen?
B: Hmm.
A: Die Milch im Kühlschrank ist total dick geworden. Macht nur noch blub blub.
B: Ist das kausal?
A: Sagt man doch: Bei Gewitter wird die Milch sauer.
B: Warum denn? Welche Faktoren spielen eine Rolle? Druck, Luftfeuchtigkeit, Elektrizität. Druck und Luftfeuchtigkeit scheiden aus, sind auch ohne Gewitter variabel. Elektrizität? Ich guck mal im Internet nach.
(fünf Minuten später)
A: Alles klar: Die elektromagnetische Strahlung ist nicht nur während eines Gewitters erhöht, sondern auch davor. Es gibt sogenannte Dunkelblitze, die für das Auge unsichtbar sind. Aber alle möglichen Bakterien reagieren darauf. Deshalb wird nicht nur die Milch sauer, sondern bei den Brauereien auch das Bier schal und bei den Bäckereien geht der Hefeteig nicht mehr richtig auf. Eigentlich haben alle Unternehmen, die Naturprodukte verarbeiten, Probleme mit Fehlchargen.
B: Aha. Und was tut man dagegen?
A: Hmm.
B: Erster Gedanke: Die Strahlung abschirmen. Zweiter Gedanke: die Bakterien töten.
A: Abschirmung ist schwierig. Die Bakterien: Töten?
B: Sagrotan in die Milch? Vielleicht die Bakterien genetisch verändern? Und gewitterresistente Stämme bei Gewitterwarnung in die Milch geben. Ins Bier und in den Teig?
A: Oder die Bakterien gefügig machen, in dem man sie vor einem Gewitter mit Zusatzstoffen füttert. Einfach eine Prise „Gewitter-gehe-mir-am-Arsch-vorbei“ in den Braukessel geben, fertig.
B: Oder man untersucht Mikroorganismen aus Gegenden, in denen es häufig gewittert. Die müssten eigentlich stoischer auf Gewitter reagieren.
A: Trotzdem müsste man die Organismen, die sich hier normalerweise auf allen möglichen Sachen tummeln, erst mal ruhig stellen.
B: Man könnte ihnen etwas vorlesen. Sie irgendwie beschäftigen, ablenken.
Wie hoch ist die Aufmerksamkeitsspanne von Bakterien?
Das Gespräch dauerte noch ungefähr eine Stunde und verlief im Großen und Ganzen ergebnislos.