Synektik
Der Amerikaner William Gordon führte intensive Studien zu Denk- und Problemlösungsprozessen durch, bevor er daraus 1944 die Methode der Synektik entwickelte. Der Name Synektik leitet sich aus dem griechischen „synechein“ ab: etwas miteinander verbinden. Hier ist vornehmlich die Verknüpfung problemfremder, unzusammenhängender Wissensbausteine gemeint. Diese Methode der Reorganisation und Rekombination ohne Sachbezug eignet sich, um – als Voraussetzung jedes kreativen Aktes – die bekannten Denkschemata zu überwinden.
In der Hauptsache spielt man eine Stufenfolge von Analogien mit dem Problem als Ausgangs- und Endpunkt durch. Dabei entfernt sich der Kreative gedanklich immer weiter vom eigentlichen Problem, bevor er im letzten Schritt mit Gewalt versucht, die problemfremden (Zwischen-)Lösungen als Analogien auf das eigentliche Problem zu übertragen. Das erzwungene Übertragen nannte Gordon „Force Fit“. Diese Phase sollte nach den Regeln des Brainstormings erfolgen. Die Methode gilt als Mustertypus unter den Kreativitätstechniken. Sie wird ähnlich wie das Brainstorming in einer Gruppe ausgeführt, setzt allerdings erfahrenere Teilnehmer voraus, da sie höhere Anforderungen als das Brainstorming stellt.
Der Ablauf ist komplexer und die Art der Analogienbildung erfordert einige Übung. Der ideale Teilnehmer ist frei von persönlichen Befindlichkeiten, agiert offen und kritiklos. Er arbeitet konzentriert und zielgerichtet. Auch der Moderator ist stärker gefordert, er sollte eine ernsthafte Sitzung erst moderieren, wenn er sich mit den Besonderheiten vertraut gemacht hat, sonst wird er vermutlich seiner Lenkungsaufgabe nicht genügen können. Nebenbei sollte er die einzelnen Schritte für alle Teilnehmer sichtbar dokumentieren. Mit im Durchschnitt etwa drei Stunden ist auch der Zeitaufwand höher als bei einer typischen Brainstorming-Sitzung.
Ablauf der Methode anhand eines Beispiels
1. Problemanalyse und -definition
Beispiel: Wie kann man verhindern, dass Wäsche vom Wind weggeweht wird?
2. Spontane Lösungen
Beispiel: Festhalten, Stein drauf legen, an einen Baum nageln …
3. Neu-Formulierung des Problems
Beispiel: Wie kann man Wäsche so trocknen, dass sie dabei nicht dreckig wird oder gar kaputt geht?
4. Bildung direkter Analogien, z. B. aus der Natur
Beispiel: Vogel trocknet sein Gefieder, Muttertier leckt Neugeborenes trocken, Blätter trocknen in der Sonne.
Auswahl: Vogel trocknet sein Gefieder.
5. Persönliche Analogien, „Identifikationen“
Beispiel: Wie fühle ich mich als ein seine Flügel spreizender Vogel? Es ist luftig, ich breite mich aus, fühle mich groß, fühle mich verletzlich …
Auswahl: Es ist luftig
6. Symbolische Analogien, „Kontradiktionen“
Beispiel: stickiges Gefängnis, Ertrinken, ich werde gewürgt.
Auswahl: Ich werde gewürgt.
7. Direkte Analogien, z. B. aus der Technik
Beispiel: Schellen bei Schläuchen, Kabelbinder, Zange.
8. Analyse der direkten Analogien
Beispiel: Zange: drückt zusammen, hält fest.
9. Übertragung auf das Problem – „Force-Fit“
Beispiel: Zange drückt die Wäsche von zwei Seiten zusammen. Wie wird sie festgehalten? Druckbehälter sorgt für die nötige Spannung. Oder eine Metall-Feder. Oder die Erdanziehung.
10. Entwicklung von Lösungsansätzen
Beispiel: Eine selbstständig die Wäsche festhaltende Zange bzw. Klammer … 😉