Was ist Kreativität?

Was ist Kreativität?


Kein Geistesblitz ohne Gewitter. Wie kommt eine Idee zustande? Wie fühlt sich das an?

A. Die vier Phasen des Problemlösens

Hoppla. Ein Problem. Was mach´ ich nur? Im Idealfall genau das Richtige: Ich setze spontan einen idealen, kreativen Prozess in Gang. An dessen Ende steht die Lösung des Problems. Der Idealfall ist selten. Erst wenn man ihn kennt, kann man darüber nachdenken, wie er sich steigern und optimieren ließe. Also hat man immer wieder versucht, Prozesse des Entdeckens oder Problemlösens zu sezieren und zu strukturieren. Die Grenzen zwischen den einzelnen Phasen sind naturgemäß fließend.

1. Präparation – Intensive Beschäftigung mit dem Problem

Zuerst ist da ein Problem. Und das muss man kennen. Von innen und von außen, von allen Seiten und zu allen Zeiten. Man versucht, das Problem zu verstehen und zu durchdringen. Je komplexer das Problem, desto wichtiger ist es, sich genügend Zeit für eine sorgfältige Analyse zu nehmen. Das Verständnis des Problems ist in vielen Fällen bereits mit seiner Lösung gleichzusetzen. Bei der Recherche werden alle verfügbaren Informationen gesammelt. Als Quellen dienen dabei u.a.: Das Wissen der Problemlöser, Bibliotheken, Internet, Zeitschriften, Studien. Vor allem über das Internet erhält man einen ersten, schnellen Überblick über fast jede Thematik.

Kurz und knapp:
  • Informationssuche
  • Strukturierung
  • Problemverständnis erhöhen
  • Bemühen um spontane Lösungen

2. Inkubation – Entfernung vom Problem und Herstellung von Denkverbindungen

Man hat sich infiziert. Es gibt kein Zurück mehr. Man beginnt, gedanklich mit der Aufgabe zu spielen. Zu den unmöglichsten Zeiten denkt man daran. Man träumt davon. Der Einsatz heuristischer Strategien – mal unbewusst, mal verpackt in Kreativitätstechniken – kann die Lösungssuche erleichtern und beschleunigen. Phasen intensiver Beschäftigung werden abgelöst durch Ruhepausen, in welchen man Abstand gewinnt. Das gewonnene Wissen fließt ins Unterbewusstsein.

Kurz und knapp:
  • räumliche und zeitliche Verfremdung
  • Wechsel der Tätigkeiten
  • körperliche Entspannung
  • unterbewusste, ungehemmte Denkprozesse
  • Assoziationen
  • Strukturübertragungen

3. Illumination – Spontane Lösungsideen

Es ist soweit. Der Geistesblitz erhellt die Lage. Das Gewitter entlädt sich. Das Unterbewusstsein übermittelt seinen Lösungsvorschlag an das Bewusstsein. Alle Information, alle Hirntätigkeit und alle Phantasie ballen sich zusammen in einem einzigen Gedanken. Der Geistesblitz kommt nicht immer, man kann ihn nicht erzwingen. Aber man kann die Wahrscheinlichkeit seines Auftretens erhöhen. Siehe: Wie fördere ich Kreativität?

Kurz und knapp:
  • Warten auf den Geistesblitz

4. Verifikation – Bewertung

Hübsche Idee, die ich da gefangen habe. Aber funktioniert sie auch? Hat man wirklich eine Lösung gefunden? Die Lösung wird ausgearbeitet und einer kritischen Überprüfung unterzogen.

Kurz und knapp:
  • Überprüfen und Ausgestalten der Idee

Und das, was sich hier in knapp drei Minuten lesen lässt, dauert mitunter sehr lange. Aber man kann die Zeit systematisch verkürzen. Siehe – genau – Kreativitätstechniken.


B. Heuristik

Heuristik ist die Untersuchung der Mittel und Methoden des Problemlösens.

Heuristische Strategien

Während der Inkubationsphase kann es sich als vorteilhaft erweisen, von bestimmten methodischen Hilfen systematisch Gebrauch zu machen. Im Prinzip stützen sich alle Kreativitätstechniken auf die folgenden vier Heurismen.

1. Induktion

Systematisch probieren
  • Einzelfälle, größere Fallmengen
  • Morphologische Analyse (Welche Bestandteile hat mein Problem? Welche Ausprägungen kann ich verändern?)
Vorwärts denken
  • erste Folgerungen ziehen
Verallgemeinern
  • eine oder mehrere Bedingungen aufgeben
  • Vorgaben hinterfragen
  • abstrahieren

2. Variation

Vergrößern
  • Was kann man hinzufügen?
  • Zeit und Raum ausdehnen (schneller, stärker, höher, länger, dicker)
  • Häufigkeit steigern
  • verdoppeln
  • vervielfältigen
  • übertreiben
Verkleinern
  • Was kann man wegnehmen?
  • Zeit und Raum komprimieren (langsamer, schwächer, tiefer, kürzer, dünner)
  • verdichten, schrumpfen
  • weglassen
  • aufspalten
  • untertreiben
Ändern
  • Bedeutung
  • Farbe
  • Bewegung
  • Klang
  • Geruch
  • Form
  • Geschwindigkeit
  • Welche Teile bleiben unverändert?
Umordnen
  • Kann man Teile oder Passagen austauschen?
  • neue Reihenfolge
  • Ursache und Folge austauschen
Allgemeinheitsgrad
  • Spezialfälle betrachten
  • zusätzliche Annahmen einführen, um das Problem zu vereinfachen

3. Interpretation

Ersetzen
  • Was kann man an der Idee ersetzen?
  • Wer oder was kann an ihre Stelle treten?
  • Kann man anderes Material verwenden?
  • Kann man den Prozess anders gestalten?
  • neue räumliche und zeitliche Bedingungen
  • andere Stellungen, Positionen, Tonlagen
  • neue Perspektiven suchen (sich selbst mit dem Problem gleichsetzen)
  • in einen anderen Kontext überführen
  • an selbstgesetzte Bedingungen anpassen
  • in verschiedene Sinnesmodalitäten übersetzen
Invertieren
  • Positiv in Negativ
  • Gegenteil
  • rückwärts statt vorwärts
  • umdrehen
Modell anfertigen
  • ebene Figur zeichnen
  • räumliches Modell bauen
Analogien bilden
  • Ähnliches suchen (Farbwelt, Funktion, Verfahren, Inhalt, Form)
  • nach Entsprechungen in einem anderem Kontext suchen (Personen, Natur, Technik, Symbolik, Film, Literatur, Gesellschaft, Geschichte usw.)
  • Ist mein Problem anderswo schon gelöst?
  • Synonyme, Antonyme (Thesaurus)
Zufallsverbindungen
  • Reizwortanalyse (fünf zufällige Begriffe aus dem Wörterbuch)

4. Reduktion

Kombinieren
  • Kann man Einheiten zusammenfassen?
  • aus einfacheren Fällen zusammensetzen
  • Absichten miteinander in Verbindung bringen
  • Ideen und Personen verquicken
  • mischen
  • legieren
  • zusammenstellen
  • vereinigen
Rückwärts arbeiten
  • Die Aufgabe als gelöst annehmen und die daraus sich ergebenden Bedingungen untersuchen
  • auf ähnliche, bekannte Fälle zurückführen
Widerspruch
  • das Gegenteil einer Behauptung widerlegen
  • Provozieren (Was muss ich tun, um einen Flop zu landen? Wie konstruiere ich das 1000-Liter-Auto?)

C. Kreative Felder

Wie kreative Persönlichkeiten sich ihr Umfeld formen von:
Prof. Dr. Burow. – Kreative Felder durch kreatives Umfeld


D. Wie andere Kreativität erklären.

Kreativität ist, wenn man das Andere erklären lässt …

Anders Björk

Should I marry W.? Not if she won’t tell me the other letters in her name.

Woody Allen, Without Feathers

Wenn man nicht gegen den Verstand verstößt, kann man überhaupt zu nichts kommen.

Einstein

Weniger bekannt ist, in welch großem Maße auch Naturwissenschaftler, Entdecker und Erfinder von der unbewussten Führung in Form von spontanen Einfällen abhängig sind, wenn ihr Schaffen eine Wendung zum Innovativen einschlagen soll.

C. F. von Weizsäcker

Kreativität kommt von Technik, Intuition von Erfahrung.

Vivienne Westwood

Jeder Mensch hat die Anlage, schöpferisch zu arbeiten. Die meisten merken es nur nicht.

Truman Capote

Der Fortschritt lebt von einer permanenten kreativen Zerstörung.

Joseph Alois Schumpeter

Wer zu spät an die Kosten denkt, ruiniert sein Unternehmen. Wer zu früh an die Kosten denkt, tötet die Kreativität.

Philip Rosenthal

Entspannt eine Tasse Kaffe trinken und die neueste Boulevard-Zeitung lesen, mit der Frau oder dem Mann telefonieren, einfach zur Entspannung mal durch die Gänge flanieren, das lässt heut noch den meisten Vorgesetzten die Haare zu Berge stehen. Trotzdem müssen sie lernen, dies geduldig zu ertragen und sogar zu akzeptieren, wenn sie die Kreativität und Innovationskraft ihrer Mitarbeiter erhöhen wollen.

Madeleine Durand-Noll

Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.

Einstein

Wirklich innovativ ist man nur dann, wenn einmal etwas danebengegangen ist.

Woody Allen