Interview

Auf den Spuren des Ideenjägers


In der Nachbarschaft von Docks und Lastkränen, neben alten Lagerhallen und rostigen Frachtern finden wir das Büro von Anders Björk. Wer ist dieser geheimnisumwitterte Ideenjäger? „Anders Björk – Ideenjäger, Honorar nach Vereinbarung“ steht auf der Glastür. Wir klingeln. Anders Björk öffnet, eine Zigarre im Mundwinkel. „Kommt rein, Jungs“, sagt er. Wir setzen uns. „Scotch?“, „Danke, nichts.“

Bob Woodward: Herr Björk …
Anders Björk: Nennen Sie mich Anders.
Bob Woodward: Anders? Wie denn?
Anders Björk: Dann eben nicht.
Ben Bradlee: Herr Björk, Ideenjäger, ist das nicht eine ungewöhnliche Tätigkeit?
Anders Björk: Der Job ist gefährlich, das stimmt. Aber irgendjemand muss ihn tun. Wo sollten sonst all die Ideen herkommen, die so dringend benötigt werden? Ich weiß, wo sie sich verstecken, ich weiß, welche Tricks sie auf Lager haben, wie sie sich manchmal in Luft auflösen können. Pah, ich finde sie alle, früher oder später.
Bob Woodward: Was sind das für Ideen?
Anders Björk: Produkt-, Werbe- und Marketinginnovationen. Ich werde Ihnen ein Beispiel geben: Ein Klient kam neulich zu mir und wollte eine Idee für eine Imagebroschüre. Für ein Software-Unternehmen. Die Broschüre sollte irgendwie anders sein. Ok Buddy, sagte ich, gib mir ein wenig Zeit. Diese Art von Ideen treiben sich nicht am Hafen rum … Ich werde Ihnen noch ein Beispiel nennen: Eine Versicherung verlangte einen neuen Webauftritt. Hohe Funktionalität, durchdachtes Marketing, emotionales Design, brillante Texte.
Ben Bradlee: Und?
Anders Björk: Ich wusste, wo sich die passende Idee herumtrieb. Mit der Zeit entwickelt man ein Gespür dafür. Andere Ideen sind schwieriger zu fangen. Produktinnovationen bergen immer ein Risiko. Wenn man sich da nicht sorgfältig vorbereitet, hat man schlechte Karten.
Bob Woodward: Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein neues Produkt entwickeln?
Anders Björk: Zunächst sammle ich Informationen. Alles, was ich kriegen kann. Marktforschungsstudien, Trendstudien, Veröffentlichungen zum Thema. Ich beobachte die Zielgruppen. Ich quetsche meine Klienten aus. Dann ist es soweit. Wahl der Waffen. Brainstorming habe ich immer im Gepäck, der morphologische Kasten leistet gute Dienste, Analogienbildung gehört genauso zu meiner Ausrüstung wie die Synektik. Na ja, und noch andere Methoden, die sich für Sie vermutlich anhören wie eine geheimnisvolle, asiatische Kampftechnik. Jedenfalls übergebe ich das Problem irgendwann an mein Unterbewusstsein. Ich lasse es an mehreren Problemen gleichzeitig arbeiten, während ich beispielsweise meine Termine wahrnehme. Das ist effizienter. Ich nenne das SimultanThinking©.
Bob Woodward: Wie lange brauchen Sie, um eine Idee zu entwickeln?
Anders Björk: Die meisten Nobelpreisträger hatten in ihrem Leben eine überragende Idee. Und sie brauchten ihr halbes Leben, um sie zu finden. Ich arbeite deutlich schneller. Muss ich auch, sonst kann ich mir diese Dinger nicht mehr leisten (zeigt auf seine Zigarre).
Ben Bradlee: Mich würde interessieren, wie Sie Ihren Klienten den Erfolg garantieren.
Anders Björk: Jeder Anwalt, jede Werbeagentur, jeder Wissenschaftler geht davon aus, dass er gute Arbeit leisten wird. Garantieren kann er das nicht. Das wäre unseriös.
Ben Bradlee: Verstehe. Eine letzte Frage: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Anders Björk: Es gibt da noch ein paar Ideen, die ich gerne fangen würde.
Ben Bradlee: Welche?
Anders Björk: Kann ich nicht sagen. Wenn Touristen erfahren, dass es diese Ideen gibt, wimmelt es hier bald von selbsternannten Ideenjägern.
Bob Woodward: Wir danken Ihnen für das Interview.